Hallo! Ich bin Junia – ein Pinguin mit einem biblischen Namen.
Meine Namenspatronin heißt Junia, und ihre Geschichte beginnt im 1. Jahrhundert, mitten in den frühen Tagen der christlichen Gemeinden. Paulus erwähnt sie im Römerbrief (16,7) – und er lobt sie zusammen mit Andronikus als „angesehen unter den Aposteln“. Im griechischen Originaltext ist ihr Name eindeutig weiblich: Ἰουνίαν, Junia. Es war zu der damaligen Zeit wohl für die Christinnen und Christen keine Frage, dass dies ein Name für einen weiblichen Menschen ist. Jedoch schrieb man zu der Zeit noch ohne Akzentzeichen und nur in Großbuchstaben (Majuskel), sodass man theoretisch den Namen auch von einem männlichen Namen ableiten könnte. Das wäre ΙΟΥΝΙΑΣ .Das einzige Problem dabei ist, dass es diese männlichen Namen wohl niemals gab. Er ist nirgendwo belegt und taucht erst nach dem 9.Jahrundert als Konstrukt auf. Wer mehr dazu lesen mag, kann das gern hier tun.
Aber man konnte sich im Laufe der Zeit immer schwerer vorstellen, dass eine Frau eine wichtige Position innehaben konnte, besonders nicht in der Gemeinde, und so veränderte sich, wie man den Text las. Es durfte nicht sein, was man sich nicht (mehr) vorstellen konnte, und schnell wurde eine männlich Ableitung des Namens entwickelt. Es passierte, was so so oft passiert, heute auch noch, Frauen werden unsichtbar gemacht. Es dauert viele Jahrhunderte, bis man wieder begann, die zugeschriebe Männlichkeit des Namens zu hinterfragen.
Erst im 20. Jahrhundert begann die Rückkehr zur ursprünglichen Wahrheit. Sprachforscherinnen und Textkritiker wie Bernadette Brooten und später Eldon Jay Epp zeigten klar: Die einzig historische und grammatische Lesart ist Junia – weiblich.
Nach und nach kehrten moderne Bibelausgaben zur korrekten Form zurück. Heute wird wieder anerkannt, was am Anfang selbstverständlich war:
Junia war eine Frau und eine angesehene Apostelin.
Und ich, der Pinguin Junia, trage ihren Namen mit Stolz.
Er erinnert mich daran, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen – und manchmal auch ein verirrtes Verständnis wieder zurechtzurücken. Es erinnert mich auch daran, dass Marginalisierung im gesellschaftlichen Kontext auch mehrfach treffen kann, denn Junia war nicht nur weiblich, sondern vermutlich auch noch Sklavin. Das macht es für viele Menschen noch schwerer vorstellbar, dass ein Mensch mit einer solchen Herkunft so viel erreichen konnte.